Geschichte

„Die Lehre selber ist Weg. Damit sie lebendig sei und Leben wirke, 
muß immer wieder die Begegnung geschehen.“ Martin Buber

Die Namen der beiden jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) sind auf das engste mit der Geschichte der Goethe-Universität Frankfurt und der Frankfurter jüdischen Geschichte im 20. Jahrhundert verbunden. 1924 erhielt Buber an der Universität einen – zunächst Rosenzweig zugedachten – Lehrauftrag für jüdische Religion und Ethik, 1930 eine Honorarprofessur für Religionswissenschaften. Gemeinsam gestalteten Buber und Rosenzweig das Freie Jüdische Lehrhaus in Frankfurt, das spätestens seit 1933, dem Jahr der Entlassung Bubers durch die Universität, Teil des jüdischen geistigen und spirituellen Widerstands gegen die nationalsozialistische Verfolgung wurde. In die Frankfurter Periode des Denkens und Schreibens Bubers gehören wesentliche Aspekte seines Werkes, darunter die dialogische Philosophie des Ich und Du, seine politischen Überlegungen zum Zionismus und zu Palästina, seine Forschungen zur Hebräischen Bibel im Kontext der gemeinsam mit Franz Rosenzweig begonnenen „Verdeutschung“ der Schrift und seine Überlegungen zur Gestaltung und politischen Bedeutung jüdischer Bildung. Franz Rosenzweigs philosophisches Hauptwerk, Der Stern der Erlösung, erschien 1921 in Frankfurt.

1989 wurde die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau als Gastprofessur gestiftet. Seit 2010 wurde die mittlerweile verstetigte Professur zu einer international sichtbaren, drittmittelstarken, an zahlreichen internationalen Kooperationen beteiligten Forschungsstätte im Bereich der modernen jüdischen Religionsphilosophie sowie der Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und der Gegenwart ausgebaut. Sie ist ein Anziehungspunkt für internationale Wissenschaftler*innen, insbesondere auch für Early Career Researchers, und aktiv und federführend an Verbundprojekten beteiligt. 

Die feierliche Eröffnung des Buber-Rosenzweig-Instituts konnte am 28. Oktober 2021 begangen werden. Die Namen Martin Bubers und Franz Rosenzweigs, die mit ihrem interdisziplinären Werk zu philosophischen, religionsgeschichtlichen, soziologischen und anthropologischen, politischen und ästhetischen Fragen des modernen Judentums, mit ihrer interreligiös bedeutsamen Dialogphilosophie und mit ihren über innerjüdische Diskurse weit hinausgehenden Denkwegen auch für die aktuell relevante Forschung stehen, boten sich nicht nur aus historischen Gründen als Namensgeber an. Inhaltlich repräsentieren sie das thematische Feld, dem sich das Forschungsinstitut intensiv zuwendet und mit dem es in der nationalen wie internationalen Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Zur Geschichte der Wirksamkeit Martin Bubers an der Frankfurter Universität sowie zur Geschichte und zum Selbstverständnis der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie vgl. folgende Publikationen:

Christian Wiese, Der zwiespältige Traum von Frankfurt am Main als einem Zentrum der Wissenschaft des Judentums in der Weimarer Republik. In: Das jüdische Frankfurt. Von der Emanzipation bis 1933 [Kontexte zur jüdischen Geschichte Hessens, Bd. 2], hrsg. von Christian Wiese, Stefan Vogt, Mirjam Wenzel, Doron Kiesel und Gury Schneider-Ludorff (Berlin / Boston: De Gruyter, 2023), 155–187. 

Christian Wiese, Jüdische Religionsphilosophie im Kontext Evangelischer Theologie? Reflexionen über ein zwiespältiges Modell. In: Evangelische Theologie: Eine Selbstverständigung in enzyklopädischer Absicht (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2016), 318-381.