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Vortrag: Jüdischer Orientalismus zwischen Kolonialismus und De-Kolonialismus: Perspektiven und Debatten
Schon seit dem Mittelalter nahmen jüdische Intellektuelle einen besonderen Platz in den arabisch-islamischen und europäisch-christlichen Kulturräumen zwischen Ost und West, Islam und Christentum, orientalischen und europäischen Sprachen ein. In der Moderne entwickelten sich diese komplexen Beziehungen weiter, und zwar sowohl als zentraler, innerjüdischer Identitätskomplex als auch als Teil des europäischen, christlichen Bildes von Juden als den Anderen. Dies zeigt sich insbesondere an der philologischen, kulturellen und politischen Entwicklung des Konzepts der „Semiten“ als kulturelle und rassen-ethnische Kategorie. Mit der Herausbildung Nordafrikas und des Nahen Osten als den Hauptgebieten des europäischen Kolonialismus entwickelte sich die jüdische ambivalente Positionierung im Bereich der akademischen Forschung (Orientalistik und Judaistik), Philanthropie und Mission, wie auch Geo-Politik. Der Vortrag richtet den Blick auf die ambivalente Rolle, die jüdische Intellektuelle als hybride Entitäten zwischen europäisch-christlichen und orientalischen Kulturen spiel(t)en, und zwar im Spiegel ihrer dramatischen Transformationen – von Abraham Geigers Auffassung des historischen Verhältnisses von Judentum und Islam über Franz Rosenzweigs Kritik des Islam bis hin zu den kulturellen Konflikten in der gegenwärtigen israelischen Gesellschaft.
Yossef Schwartz ist Professor für mittelalterliche und frühneuzeitliche Geistesgeschichte am Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas an der Tel Aviv University. Im Sommersemester 2023 hat er eine Jochen-Hückmann-Stiftungsgastprofessur für Forschungsexzellenz an der Goethe-Universität inne und lehrt im Kontext des Buber-Rosenzweig-Instituts am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt sowie des Forschungsverbunds „Dynamiken des Religiösen“. In seinen zahlreichen Veröffentlichungen widmet er sich u.a. dem Thema des Wissens- und Kulturtransfers zwischen Judentum, Christentum und Islam im Mittelalter, aber auch der Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne. Derzeit erforscht er moderne historiographische Interpretationen philosophischer Traditionen im Judentum.
Ort: Foyer des PA-Gebäudes.
Herzliche Einladung zum anschließenden Empfang!